Something completely different
John Cleese spricht über Kreativität, zwei unterschiedliche Modi des Denkens und den Glühbirnenwechsel
In einem Vortrag spricht John Cleese, studierter Jurist, Komiker, Schauspieler und Drehbuchautor, über seine Erfahrungen mit kreativer Arbeit.
Der vielen über die Filme und Sketche von Monthy Python bekannte Cleese erklärt dabei den Unterschied zwischen dem "offenen" und dem "geschlossenen Denkmodus", identifiziert 5
Bedingungen, die nötig sind um in ersteren zu gelangen und gibt Tipps, wie man das Einstimmen in das kreative Arbeiten befördern kann.
Der Vortrag liefert sowohl Theorie, als auch Anleitung zu diesem Thema und ist gleichzeitig sehr kurzweilig. Da er leider zur Zeit nicht zur freien Nutzung im web zu finden ist, sei hier auf dessen Transkription (https://github.com/tjluoma/John-Cleese-on-Creativity/blob/master/Transcript.markdown) verwiesen. Die wichtigsten Gedanken und den 5-Punkte-Plan findet Ihr hier bei chartflipper.de als Zusammenfassung.
Inhalt:
Jeder Denk-Modus zu seiner Zeit
Beispiel: Der Sprung über den Felsspalt
1. Raum, den man sich schafft
2. Zeit, die man sich nimmt
3. Zeit, die man sich lässt
4. Zutrauen, dass der Weg stimmt
5. Humor, der die spielerische Herangehensweise fördert
Laut Cleese ist Kreativität eine besondere Arbeitsweise, die einen spielerischen Umgang mit Ideen erlaubt. Das entscheidende für ein derartiges Arbeiten bzw. Spielen ist die entsprechende Stimmung. In dieser Stimmung steht weniger der Nutzen des Tuns im Vordergrund sondern eher das Spielen um seiner selbst willen. Dies begünstigt das Entstehen immer neuer Ideen und Kombinationen.
Kreativität ist also kein Talent, das man entweder hat oder eben nicht.
Das Gelangen in die für kreatives Arbeiten nötige Stimmung kann bewusst befördert und trainiert werden.
Der Rest klappt dann... spielend...
Die beiden Denk-Modi
Gerade wenn wir bewusst an etwas arbeiten, sind wir dieser kreativitätsförderlichen Stimmung eher fern. Dadurch ist unsere Herangehensweise an die Aufgaben des Alltags meist eine in der für kreative Ideen wenig Platz bleibt.
Cleese unterscheidet zwei grundlegende Denk-Modi, die er für die jeweilige Herangehensweise verantwortlich macht:
Geschlossener Denk-Modus
- viele Aufgaben, die abgearbeitet werden müssen
- aktive, leicht unruhige Stimmung
- möglicherweise leicht ungeduldig (vielleicht auch mit uns selbst)
- leicht angespannt
- wenig Humor
- zielgerichtet
Offener Denk-Modus:
- relaxt
- weit
- weniger zielgerichtet
- mehr kontemplativ
- dem Humor mehr zugeneigt
- verspielter
Jeder Denk-Modus zu seiner Zeit
Arbeiten wir die meiste Zeit über im geschlossenen Modus, bleibt für Kreativität kaum Platz.
Sollte wir also besser auf offenen Denk-Modus umstellen und den Schalter dauerhaft dort einrasten?
Sicherlich nicht - denn beide Denk-Modi haben ihre Zeit.
John Cleese gibt hier ein schönes Beispiel:
Der Sprung über den Felsspalt
Stellen wir uns vor, wir wandern gemütlich einen Bergweg entlang, bis plötzlich ein Felsspalt auftaucht. Er ist nicht gerade furchterregend breit und sollte mit einem beherzten Satz überwindbar sein. Wir nehmen also Anlauf um hinüberzuspringen...
Keine allzu aufregende Geschichte - recht sicher mit einem Happy End. Interessant wird sie, wenn wir auf das Umschalten zwischen den Denk-Modi achten:
Während man sich vor dem Sprung sehr gut im offenen Modus überlegen kann, wie man den vor einem liegenden Felsspalt überqueren möchte, ändern sich die Anforderungen an
unser Denken während des Anlaufnehmens deutlich:
Ein Wechsel in den geschlossenen Denkmodus ist angesagt. Dort fällt das Entscheiden und Konzentrieren auf die Umsetzung der gewählten Möglichkeit der Überquerung (z.B. das
Drüberhinwegspringen) wesentlich leichter.
Spätestens beim Absprung dürfe jedem klar sein, wie wichtig es ist, konzentriert zu sein und nicht daneben zu treten. Zielgerichtetes Umsetzen ist angesagt! All die anderen, lustigen, interessanten und innovativen Überquerungsmethoden sind in diesem Moment nicht mehr gefragt. Intuitiv wechseln wir zurück in den geschlossenen Modus und blenden alles aus, was nicht unmittelbar mit der Umsetzung des gefassten Entschlusses zu tun hat.
Sind wir sicher wieder glandet und kommt das nächste Hinderniss in Sicht, können wir erneut im offenen Modus nach Überwindungsmöglichkeiten suchen.
Bewusstes Umschalten
An die Nutzung des geschlossenen Denkmoduses sind wir meist so gut gewöhnt, dass er uns nicht allzu schwer fällt. Doch wie wechselt man bewusst in den offenen Modus?
Hier die Tipps die Cleese aus seinen Erfahrungen herausdestilliert hat:
5 Voraussetzungen...
...die das Erreichen des offenen Denkmoduses begünstigen:
- Raum, den man sich schafft
- Zeit, die man sich nimmt
- Zeit, die man sich lässt
- Zutrauen, dass der Weg stimmt
- Humor, der die spielerische Herangehensweise fördert
1. Raum, den man sich schafft
Um mit dem Druck umzugehen, den wir im Alltag erleben, arbeiten wir im geschlossenen Denkmodus. Um aus diesem heraus, in den offenen Modus zu gelangen, gilt es, einen Ort zu schaffen, wo uns der Alltagsstress mal eine Weile nicht erreicht.
2. Zeit, die man sich nimmt
Wichtig ist, dass dieser Ort für eine ganz bestimmte Zeitdauer geschaffen wird. Erst durch eine festgelegte Anfangs- und Endzeit grenzt sich eine kreative "Raum-Zeit-Oase" vom Alltag ab. Erst so
ist eine kreativ verspielte Stimmung möglich.
Um in den offenen Denkmodus zu gelangen braucht es einige Zeit. Zunächst ist der Kopf noch mit Gedanken aus dem gerade zurückgelassenen Alltag beschäftigt. Diese Kapriolen gilt es zu akzeptieren
und nicht allzu ernst zu nehmen. Lässt man sie zu, verschwinden sie nach einer Weile wieder und die Unruhe lässt deutlich nach.
90 Minuten sind eine gute Dauer für eine kreative Session.
So hat man etwa 30 Minuten für das "Runterkommen" und etwa 60 Minuten für das Arbeiten im offenen Modus. Danach sollte man eine Pause einlegen und erst mal wieder mit dem Tagesgeschäft fortfahren. Kreative Arbeit ist durchaus erschöpfend.
3. Zeit, die man sich lässt
Wirklich originelle Ideen kommen oft erst nach einer ganzen Reihe wesentlich schwächerer Einfälle. Auch wenn die Verlockung einer schnell gefundenen Lösung groß ist, sollte man sich wirklich die gesamte, zur Ideenfindung zur Verfügung stehende Zeit nehmen. Entscheidungen sollten dann getroffen werden, wenn die Zeit dafür gekommen ist und damit auch die Notwendigkeit dafür besteht. Bis dahin sollte man sich und seinem Unterbewusstsein so viel Zeit wie möglich geben um nach den originellsten und besten Ideen zu suchen.
4. Zutrauen, dass der Weg stimmt
Beim kreativen Arbeiten gibt es kein "falsch" - jeder "Blödsinn" kann zu einem Durchbruch führen. Alles was passiert ist OK. Diese Offenheit für alles was passiert ist der Schlüssel zum spielerisch kreativen Arbeiten. Keine Angst vor vermeintlichen "Fehlern"!
5. Humor, der die spielerische Herangehensweise fördert
Humor ist der wirkungsvollste Katalysator für kreative Ideen. Mit nichts anderem gelingt der Übergang vom geschlossenen zum offenen Modus schneller als mit Humor. Lachen lockert
die Atmosphäre in Gruppen, befördert deren spielerische Einstellung und spontanen Einfälle.
Gerade Problemstellungen, die wir besonders ernst nehmen, weil sie uns wichtig sind sollten mit Humor angegangen werden. Denn der Spaß gibt uns dabei den nötigen Schwung und der Erfolg
schließlich Recht.
Transkription https://github.com/tjluoma/John-Cleese-on-Creativity/blob/master/Transcript.markdown
Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/John_Cleese
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